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Somit ergibt sich bei der Betrachtung fur jedes Auge ein Bild.
Schafft man bei der Betrachtung die Voraussetzung, dass jedes Auge „sein“ Bild getrennt
vom anderen betrachten kann, beginnen die beiden Halbbilder „räumlich“ zu wirken,
sofern beide Augen in Ordnung sind. Je länger man ein Bild anschaut, desto mehr erhält man den
Eindruck, selbst Bestandteil des Bildes zu sein.
Nun bleibt noch die Frage zu klären, wie man es vor rund 100 Jahren schaffte, farbige Foto-Glasplatten
herzustellen, denn die Farbfotografie gab es noch nicht. — Man wusste sich zu helfen, in dem man eine heute nicht mehr bekannte Farbrezeptur ersann,
die es möglich machte, verschiedenartige Farbtöne von hinten auf die Glasplatten aufzutragen,
so dass von vorne besehen der Eindruck einer Farbaufnahme entsteht.
„Indirekt durchschimmernde Polychromierung“ nannte dieses Verfahren sein Erfinder,
August Fuhrmann. Zu jeder Serie Glasplatten, die je 50 Stück umfassten, wurden den Betreibern
der Kaiser-Panorama-Filialen zusätzlich 50 auf jedes Bild abgestimmte Farbblenden aus Papier
geliefert, die hinter das dazugehörige Bild gesteckt wurden.
Im Zusammenspiel mit der individuell von jedem Platz aus regelbaren Lichtstärke des Gaslichtes
ergab sich dadurch eine Verstärkung des „Polychromeffektes“ bis zur höchsten Perfektion.
Von den einst rund 100000 auf diese Weise hergestellten Stereo-Glasplatten, die im Zentralverleih
der Kaiser-Panorama-Direktion Berlin kursierten, existieren heute noch wohlverwahrt einige
tausend aus der Zeit von 1883 bis 1921 an verschiedenen Orten.
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